Etwas über zwei Jahre sind seit meinem letzten Etappenlauf vergangen. Verlernt man so etwas? Die Routine des Laufens, Essen, Erholen und Schlafens, auf die es sich bei diesen Laufveranstaltungen konzentriert? Es wurde höchste Zeit, wieder einmal das Allernotwendigste zusammen zu packen. CY & SY Aventures luden zu einem Laufabenteuer im Süden der Türkei ein. Der ULTRA TRAIL VOIE LYCIENNE findet zum ersten Mal statt. 180 Kilometer und über 8‘000 Höhenmeter auf dem lykischen Weg, wie die einzige türkische Fernwanderroute auf Deutsch heisst, versprechen eine ernstzunehmende Herausforderung. Persönlich sah ich in diesen sechs Tagen in der Natur eine gute Chance, mein defizitäres Training nach einer Aussenbandverletzung im März und einer Coviderkrankung Anfang Mai wieder in Schwung zu bringen. Werden die Strukturen halten und wird dieser Plan aufgehen?
Laufen, wo andere Urlaub machen. An einem Samstag im Juni versammelt sich die kleine Schar Teilnehmer in einem Hotel in der Altstadt Antalya’s. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz kommt nach der Pandemie noch nicht wieder in gewohnter Weise daher. Im touristischen Teil der Millionenstadt warten die Händler noch immer auf die Scharen Reisender, die sich hier an der türkischen Riviera von der Sonne verwöhnen lassen. Oft an einem farbigen Bändchen am Handgelenk als All-Inklusive-Package-Bucher erkennbar.
In den Abendstunden scheint dann aber doch eine gewisse Partystimmung aufzukommen. Das lässt uns mit sportlichen Reisehintergrund nicht so einfach Schlaf finden. Morgen früh soll nach etwa einer Stunde Fahrtzeit, ausserhalb der Stadtmauern der Startschuss zur ersten Etappe erfolgen. Etwas Ruhe in der Nacht wäre gut. Und doch ist es irgendwie auch erleichternd, diese fast vergessene Gelassenheit wieder zu spüren. Menschen, die gemeinsam die warmen Sommerabende zelebrieren.
Zum Feiern ist es für uns allerdings noch zu früh. Voller Spannung stehen wir in einem tiefen Tal. Mediterranes Terrain. Steil aufragende Berge und lichte Wälder. Heiss, sobald die Sonne sich zeigt. Die südländische Gelassenheit schwappt auf uns über. Cyrus, der Veranstalter (ein pünktlicher Schweizer…) sagt den Start für acht Uhr an. Oder doch eher halb neun. Es kommt nicht darauf an. Genuss wird versprochen. Nach Erreichen der Etappenziele. Der jeweilige Weg dahin hat es in sich.
Das wird uns unmittelbar nach dem Start bewusst. 50 Meter flach geradeaus und schon zweigt ein kleiner Pfad links in den Wald ab. Von hier an geht es steil bergauf. Nix mit warmlaufen. Muss bei den vorherrschenden Temperaturen auch gar nicht sein. Zwischen 28 und 31 Grad zeigt das Thermometer heute an. Und das ist erst der Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Etwa fünf Kilometer beträgt der erste Anstieg. Von 80 Meter über dem Meer rauf auf 700 Meter. Ein Genusstrail wie er im Alpstein in der Ostschweiz ebenso hätte sein können. Wurzelpassagen, Steine, steile Serpentinen. Das Starterfeld von 19 Teilnehmern zieht sich hier schnell auseinander.
Im teils dichtbewachsenen buschigen Unterholz ist der Trail nicht immer gut erkennbar. Der Veranstalter hat ausdrücklich auf die Benutzung des GPS-Gerätes hingewiesen. Die Streckenführung ist markiert, aber an einigen Stellen nur schwer einsehbar. Ich bin nicht gerade für ein feinfühliges Streckengespür bekannt. Zumal ich hier mit Trailrunning Stöcken unterwegs bin und für das GPS einfach keine Hand frei habe. Und so kommt es bereits nach wenigen Kilometern zum ersten Verlaufer. In einem Canyon, atemberaubend mit haushohen rundgeschliffenen Steinen ausgelegt, durch die sich ein teils strömender Flusslauf seinen Weg bahnt. Mehrfach wurde im Briefing auf diese Stelle und den Ausgang aus dem Canyon hingewiesen. Wie war das nochmal??? Sind doch einfach immer zu viele Informationen im Vorfeld.
Ich bin mir ziemlich sicher, mehr durch mein Gespür, als durch die pinke Markierung des GPS geleitet, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Mehrmals hatte ich bereits den Fluss gequert. Nun aber, auf einem weiten Schlammfeld, konnte ich keinen Fussabdruck eines vor mir befindlichen Läufers erkennen. Das sollten zwei sein, also vier Füsse. Weder die Altra Sohle von Xavi, noch die des Decathlon Modells von Vincent hatte sich hier im glatten weichen Untergrund verewigt. Mist, zurück durch das Wasser. GPS bis auf 80 Meter ranzoomen, et voila, die Originalstrecke müsste sich unweit meines Standpunktes im Wald etwas oberhalb befinden. Alles wieder zurück und den korrekten Einstieg in diese Passage suchen, schien mir zu aufwendig. Also quer durch die Büsche steil bergan. Arme und Beine von Dornen zerschnitten komme ich auf dem engen, schulterbreiten Pfad an. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum ersten Checkposten bei Kilometer 10. Dort werde ich bereits jubelnd empfangen. 2. Platz im Moment! Nanu, es waren doch ursprünglich zwei vor mir. Nur Xavi hat den Checkposten zwei Minuten vor mir passiert. Vincent irrte zu dieser Zeit noch im Canyon umher. Dieses Trauma wird ihn noch die gesamte kommende Woche beschäftigen. Und immer wieder für Gelächter sorgen.
Und dann ist da auch schon bald Michael am Checkposten. Auch er hat den Canyon nicht fehlerfrei besiegt. Wir vier werden auf den kommenden Etappen noch einige Zeit gemeinsam verbringen. Von früheren Laufveranstaltungen kennen wir uns bereits. Trotz Freundschaft und Spass gibt es aber auch diese gesunde Rivalität. Jeder gibt sein Bestes, mit hohem Genussfaktor hier draussen in der Natur.
Das macht diese Läufe dann auch so spannend. Allein würde man nie auf die Idee kommen, hier im Hinterland der Touristenhochburgen auf unwegsamen, grobsteinigen Geläuf durch die Berge zu stolpern. Das macht den Reiz dieser Veranstaltungen aus. Ein gewisser Abenteuerfaktor. Unbekanntes Terrain. Immer neue Herausforderungen.
Gegen Ende der ersten Etappe goss es dann wie aus Eimern. Spielt insofern keine Rolle, da Kleidung und Schuhe soundso schon von Schweiss und Flussquerung durch sind. Eine wohlverdiente heisse Dusche wartet im Gästehaus im kleinen Bergdorf Yaylakuzdere bereits. Anders als bei anderen Etappenläufen steht der ULTRA TRAIL VOIE LYCIENNE auf der Verwöhnliste ganz oben. Schlafen in Betten statt in Zelten. Barbecues am Abend statt essen aus der Tüte, Dusche statt abrumpeln mit Feuchttüchern. Es muss nicht immer die absolute Dröhnung der Selbstversorgerrennen sein. Gut erholt und gestärkt lässt sich so eine Herausforderung ganz anders angehen.
Bei einem Blick auf den Mount Olympos, unserem Zwischenziel für die kommende Etappe lassen wir diesen wundervollen, abwechslungsreichen und anspruchsvollen Tag noch einmal Revue passieren.
Königsetappe über den Olympos. Vor dem nächsten Tag hatte der Veranstalter gewarnt. Der Anstieg zum Olympos, mit 2365m der höchste Punkt der gesamten Strecke, hat es in sich. Steil, rollende Steine, Mondlandschaft, keine Möglichkeit, Wasser zu fassen. Wir lassen die Warnungen hinter uns und verlassen am nächsten Morgen schnellen Schrittes das kleine Kaff. Ausser ein paar Hunden ist noch niemand wach.
Es geht durch immer lichter werdende bizzare Zedernwälder. Über Wurzeln und umgestürzte Bäume. Der Wanderweg schlängelt sich wie durch einen Urwald. Ausblicke auf rundgeschliffene Felsformationen versüssen den nicht endend wollenden Anstieg. An einer Alm hütet ein Bauer seine Ziegenherde. Die erste, die uns zu Gesicht kommt. Überhaupt sind Tiere in dieser bergigen Gegend nur spärlich anzutreffen. Kein Kuhglockengebimmel, keine Gämsen. Der Hirte gestikuliert wild und schreit mit irgendetwas auf Türkisch zu, als ich an einer Weggabelung umherirre. Das GPS versucht mich gerade wieder hereinzulegen (oder bin ich wirklich einer der wenigen, die im Umgang mit diesen Dingern unfähig sind?). Eben noch sah ich Xavi und Vincent vor mir, jetzt sind sie wie vom Berg verschluckt. Hinter mir taucht aber bereits Michael auf. Gemeinsam erreichen wir den ersten Checkposten nach nur acht Kilometern. Von hier an sind es nochmal vier weitere bis zum Gipfel.
Raus aus dem Wald und rauf auf die Geröllhalde. Es läuft. Der Abstand zu Michael wird immer grösser. Bin ich zu schnell? Soll ich Tempo rausnehmen? Kurzer Körperscan. Nein, alles im grünen Bereich. Nach knapp zweieinhalb Stunden und 1‘500 Höhenmetern ist der Gipfel zum Greifen nahe. Xavi und Vincent kommen mir unterhalb der Seilbahnstation schnellen Schrittes entgegen. Freudestrahlend und mit Jubel wird abgeklatscht. Und schon stehe ich am höchsten Punkt. Eine Seite komplett in Wolken gehüllt, die andere gibt den Blick auf die See frei. Schnell ein Beweisfoto und zwei Paraglidern beim Start zuschauen und es geht auf gleichem Wege zurück. Während Michael noch am Anstieg flucht, bin ich im Flow. In diesem alpinen Gelände fühle ich mich zu Hause. Der Tanz über das lose Gestein, wie bei einer Tiefschneeabfahrt, passt mir. Und schon bald kommen immer wieder Teilnehmer im Aufstieg entgegen. Das lässt Raum und Zeit vergessen.
So cruise ich hinein in die Buschlandschaft und die ersten dünnen Wälder. Über eine herrliche saftige Wiese geht es weiter auf einem bestens rennbaren Trail. Aber halt! Diese Wiese hatte ich doch beim Anstieg nicht gequert… Ungläubig schaue ich mich um. Der Anblick des Berges und des Weges kommt mir aus diesem Winkel nicht bekannt vor. Wenige Meter weiter höre ich meinen Namen. Von der anderen Talseite. Das ist Neus, eine der Helferinnen am Checkposten. Feuert sie mich von dieser Entfernung bereits an. Irgendwie erwache ich dann doch aus meinem Lauftraum. GPS raus. Einzoomen. Abzweig verpasst. Ich bin hunderte Meter entfernt vom Original-Trail. Dieser Pfad hier ist herrlich, aber leider der falsche. Schnellen Schrittes geht es zurück auf der Suche nach der verpassten Kreuzung. Dieser Lapsus kostet mich 15 Minuten! Und Michael ist wieder an mir vorbeigehuscht.
Als ich am Checkposten ankomme, folgt eine kurze Diskussion über mein Verlauf Talent. Hinweis des Veranstalters: ich soll das GPS mehr benutzen. Die Strecke ist markiert, an einigen Stellen aber sehr spartanisch. Ich zeige ihm noch schnell mein Gipfelbeweisfoto und mache mich an die Verfolgung meines amerikanischen Mitstreiters. Wir sind bei Kilometer 16 und es soll noch weitere neun Kilometer dauern, bis ich die Rückansicht des leuchtend gelben Shirts wieder zu Gesicht bekomme.
Für heute habe ich die Nase voll. Die restliche Strecke bis zum Tagesziel in Ulupinar sind wir dann zu zweit gelaufen. Orientierung und Streckenfindung war gemeinsam relativ easy. Ich habe an diesen ersten beiden Tagen gelernt, mich nicht auf die Markierung zu verlassen. Und ich bin im Umgang mit dem digitalen Handheld einige Schritte weiter. Was ich ausserdem gemerkt habe: ein Wettkampf ist ein Wettkampf. Ich bin hier angereist, um mir bergige Trainingskilometer zu holen. Sobald ein Startschuss erfolgt, setzt das Hirn aber irgendwie aus. Es schaltet auf Wettkampfmodus. Und das funktioniert nach langer Pause immer noch sehr gut.
Abermals tränkt uns ein Regenschauer kurz vor Ende der Etappe kräftig durch. Kurz und heftig. Und schon sind wir am Zielbogen. 40 abwechslungsreiche und fordernde Kilometer heute. Der lykische Weg hat es in sich.
Ein Marathon geht immer
Sieben Monate, sieben Kontinente, ein Traum. Das Buch nimmt dich mit auf eine unterhaltsame Laufreise um die Welt. Interessante Einblicke in abenteuerliche Wettkämpfe in den abgelegensten Gegenden unseres Planeten, ebenso wie in Psyche und Körper jenseits der Komfortzone.Anspruchsvoller Handelsweg mit langer Geschichte. Der Lykische Weg (türk.Lykia Yolu, engl. Lycian Way, französisch Voie Lycienne – daher der Name des Laufevents) ist ein Fernwanderweg in der Türkei. Er verläuft über 509 km von Fethiye nach Antalya, größtenteils entlang der Küste des antiken Lykien, vorbei an zahlreichen antiken Städten und an Stränden. Dazu gehören der Ölüdeniz Strand, der Strand von Patara mit seinen archäologischen Ruinen sowie das historische Xanthos. Die Ursprünge des Lykischen Weges gehen bis ins Altertum zurück, denn er wurde streckenweise als Handelsweg für Kamelkarawanen genutzt. Seit 1999 gibt es, dank des Pioniergeistes von Kate Clow (sie hat den Weg als Fernwanderweg salonfähig gemacht), entlang des Weges Markierungen, die es dem Wanderer ermöglichen, sich in dem teilweise sehr wilden Gelände zurechtzufinden. Die Landschaft überrascht immer wieder mit Ausblicken auf das Meer und das Taurusgebirge. Es ist eine der populärsten Wanderrouten des Mittelmeerraumes.
Die Unterkunft wartet mit einer heissen Dusche auf. Der Pool lockt ebenso, aus den dunklen Wolken folgt aber schon bald der nächste Guss. Die feuchtigkeitsgeschwängerte schwere Luft lässt die Kleider und Schuhe nicht trocknen. Der Fön im Badezimmer leistet hierbei alle erdenkliche Hilfe.
Wenig überraschend dann beim Abendessen die Frage: Chicken, Fisch oder Meatballs. Die BBQ Orgien wollen einfach nicht abreissen. Dazu immer eine bunte Salatauswahl, Reis oder Couscous, Früchte. Diese Veranstaltung ist eine wunderbare Kombination aus An- und Entspannung.
Wer die Türkei nur von Besuchen in Istanbul oder von Strandferien kennt, wird von den Laufstrecken tagtäglich neu überrascht. Inzwischen kommen wir dem Mittelmeer näher. Soll nicht heissen, dass die knackigen Anstiegen und die täglich zu absolvierenden Höhenmeter grossartig nachlassen.
Wir werden auf der heutigen, dritten Etappe, einer Runde mit Start und Ziel in Ulupinar, den ersten Strand kreuzen. Am dortigen Verpflegungspunkt wurde ich von den Helfern überrascht. An den vergangenen Tagen fehlten mir diese saftigen, süssen Orangen, die es hier auf jedem Markt gibt. Und da liegen sie nun vor mir. Ich kann kaum an mich halten und stopfe voller Erquicken das Fruchtfleisch in mich hinein. Und verlasse den Checkposten etwas taumelnd. Habe ich einen Zuckerschock? Spielt der Körper verrückt, weil dieser Genuss zu überraschend kam? Nein, ich spürte auf den vergangenen Kilometern bereits eine gewisse Leere.
Neben Michael hertrabend habe ich kaum ein Wort gesprochen. Die Beine waren schwer. Meine Körperspannung wich einem verkrampften, gebückt sich dahinschleichendem Individuum. Was war los? Kurze Analyse und mir wurde bewusst, wie es dazu kam. Nach Erreichen der Ziellinie gestern hatte ich nur zwei Toast gegessen. Dieses kraftlose Weissbrot mit Käse oder irgendeinem Belag. Später dann das Abendessen. Das war einfach nicht genügend Nahrung für die nächste Herausforderung. In diesem Moment bezahle ich dafür.
Was gibt es dagegen zu tun? Essen, Trinken. Ordentlich was reinstopfen. Es dauerte dann Kilometer, bis ich das positive Körpergefühl zurückbekam. Und was für eine berauschende Strecke das war. Unwegsame, abgeschliffene, aber auch steil aufragende Gesteinsspitzen bilden den Weg. Ich konnte mich dem sich an der Küstenlinie entlang schmiegenden Trail nicht mit vollem Genuss hingeben. So ist das bei einem Etappenlauf. Es gibt immer wieder mal einen Streichtag. Also den Tag, an dem nicht alles aufgeht. Immer wieder sehe ich nur die Rückansicht meines direkten Konkurrenten.
Das ewige Feuer der Chimaera. An Ende eines kurzen Bergabstückes am Örtchen Cirali treffe ich auf Michael. Wir nehmen eine schnurgerade Ebene in voller Sonnenpracht gemeinsam in Angriff. Also, wir starten gemeinsam. Ich muss ihn wieder ziehen lassen. Brutale Hitze, der Teer reflektiert gewaltig. Weit kommt er aber nicht. Am Eingang zum Berg des ewigen Feuers kann ich mich wieder heranpirschen.
An einem kleinen Kiosk schnappe ich mir eine Cola. Warum Cola? Ich trinke sonst das ganze Jahr hindurch nicht diese Koffeinbrause. Manchmal setzt das Hirn einfach aus. Oder aber der Körper sucht noch immer nach Energie. Also rein mit der geballten Ladung Zucker.
Der kommende zermürbende Anstieg wurde mir fast zum Verhängnis. Voll konzentriert auf eine saubere Schrittfolge bin ich fast auf eines dieser Naturwunder getreten. Wie eine Halluzination tauchte eine lodernde Flamme am Boden auf. Bin ich immer noch unterzuckert, oder wie ist das zu erklären? Auf einem Felsplateau, so scheint es, brennen sechs, acht, zehn kleine Lagerfeuer vor sich hin, bis zu 30 Zentimeter hoch. Aber niemand hat hier Holz zu Haufen getürmt. Aus kleinen Felsspalten züngeln die Flammen, seit Ewigkeiten schon und ganz von allein. Es sei denn, jemand hält ein Feuerzeug über eine Erdspalte, dann entzündet sich schon mal eine neue, alte Flamme.
Doch wie entsteht das Feuer? Es sind Erdgase, die hier aus Rissen, Spalten und kleinen Löchern entweichen und sich entzünden. Das Gas fackelt sozusagen ab. Yanartas, brennender Stein, nennen die Türken diesen Ort. Oder auch: Chimaera, weil hier die sagenhafte Chimäre zu Hause war, jenes Feuer speiende Mischwesen mit dem Kopf eines Löwen, dem Körper einer Ziege und dem Schwanz einer Schlange, das von Bellerophon, Enkel des Sisyphos, mithilfe des geflügelten Pferdes Pegasus getötet wurde. In der Antike waren die Flammen wie ein Leuchtfeuer auf dem Meer zu beobachten – und auch heute noch kann man bei Dunkelheit von einem Schiff aus die Flammen lodern sehen. Am romantischsten aber ist es direkt vor Ort, auf dem Berg, am natürlichsten Lagerfeuer, das es gibt.
Lasst uns diesen Tag zu Ende bringen. Nur noch ein kurzes Stück über sechs Kilometer und die ersten Häuser Ulupinars tauchen zwischen dichten Grün auf. Beim Durchqueren des Ortes konnte ich eine erfreuliche Feststellung machen: es gibt hier im Ortskern richtig touristische Restaurants und einen Minimarkt mit ein paar überlebenswichtigen Dingen. Mein Mittag für heute ist gesichert. Die Grundlage für morgen werde ich mir hier in einem dieser händeringend auf Gäste wartenden offenen Gaststuben holen.
Beim Erreichen der Ziellinie, bevor ich das Restaurant aufsuchte, atmete ich erleichtert auf. Ein harter Tag. Der Veranstalter betitelte diese Etappe als die einfachste der gesamten Woche. Na, prost Mahlzeit.
Und dann nichts wie zurück in eines der vorher vorbeifliegenden Restaurant. Selten habe ich eine Mahlzeit so genossen. Es fühlte sich an wie eine kleine private Party. I and myself. Beim Verlassen der völlig von Wasser eingebetten, unter schattigen Bäumen liegenden Terrasse, erspähte ich einen weiteren ankommenden Teilnehmer. Er hatte noch einen Kilometer vor sich. Ich begleitete den bereits von Blasen gekennzeichneten, humpelnden Kameraden. Für ihn war das der erste Anlass dieser Art. Die Erfahrungen, die er hier sammelte, liessen ihn täglich wachsen. Weniger an Körpergrösse. Vielmehr über sich hinaus.
Die Lockerheit des ULTRA TRAIL VOIE LYCIENNE wird mir bei meiner Nachfrage nach dem Ranking wieder bewusst. Der Veranstalter gab mir als Antwort eine wischende Bewegung: „Ja, da muss ich mich mal dransetzen. War bislang noch keine Zeit dafür.“ Tag drei war Geschichte und es hatte sich noch niemand dafür interessiert. Das herzliche Miteinander liess den Wettkampfgedanken fast in Vergessenheit geraten.
Das Meer ruft. Mit jedem Tag mehr. Die vierte Etappe soll uns nach Adrasan, einem touristischem Ort an einer malerischen Bucht bringen. Bislang haben wir pro Tag mal ein, zwei meist jüngere Paare mit Trekking Rucksack gesehen. Der lykische Weg ist kein einfaches Wandergebiet. Nicht nur der technisch schwierige Untergrund und die Orientierung stellen eine Herausforderung dar. Auch die spärliche Versorgung mit Wasser und Nahrungsmittel bedingen einer guten Planung.
Uns betrifft das weniger. Wasser gibt es an den Verpflegungsposten und Nahrung haben wir für die Laufkilometer dabei. Es läuft heute wieder rund. Leicht abfallend zieht sich ein breiter Fahrweg bis nach Olympos, dem Dorf nahe dem gleichnamigen Berg. Am dortigen Checkposten noch schnell etwas Wasser fassen und schon geht es in einen steilen Anstieg. 700 Höhenmeter gilt es auf vier Kilometern zu bewältigen. Mein Trainingsdefizit wird mir mit jedem positiven Meter bewusst. Da ist einfach kein Saft in den Beinen. Am Anfang stand der Laufevent noch unter dem Aspekt „Trainingswoche“. Mittlerweile bin ich im Ranking gut dabei und möchte natürlich meine Position nicht hergeben.
Eine positive Rivalität verbindet den amerikanischen Mike mit mir. Bei vergangenen Läufen haben wir uns bereits freundschaftlich duelliert. Er ist mit Knieproblemen hier angereist. Also auch nicht zu 100 Prozent fit. Und so sind wir von Tag zu Tag Leidensgenossen. Wir teilen ein Zimmer und auch die meiste Zeit in der Natur hier. Mit viel Genuss geben wir uns den Beschwerden hin. Sind doch alles Spinner, diese Läufer.
Der Anstieg verfliegt. Also im Nachhinein betrachtet. Wieder zu zweit durch dichtes Unterholz, ein Weg kaum erkennbar, das fröhliche Farbenspiel wird durch das kräftige Rot des Sandelholz untermalt. Was für ein Träumchen.
Vom überschrittenen Pass geht es dann auf locker rennbaren Single Trails hinab. An einer seitlich abfallenden Bergflanke öffnet sich immer wieder der weite Blick Richtung Meer. Gibt es einen schöneren Ort, als hier in diesem Moment zu sein. Ich kann mir nicht besseres vorstellen.
Adrasan ist bereits zum Greifen nahe. Auf einem steilen Kiesweg lasse ich es dann einfach mal laufen. Ein Blick aus dem Augenwinkel sagt mir, dass Michael das nicht mitgehen kann. Ich fühle mich stark und kann nicht anders. Ein Lächeln unterstützt die flinken Beine. Die Sonne brennt ohne Unterlass. Ich bin nicht mehr hier. Tief in mich gekehrt wiederhole ich stur meine Bewegungsabläufe. Immer schön ein Bein vor das andere.
Es sind noch zwei Kilometer bis zum Ziel. Ein Blick nach hinten zeigt mir an, dass Michael bereits einige hundert Meter hinter mir zurück liegt. Aber halt. Warum fuchtelt er mit seinen Armen? Geht es ihm nicht gut? Ich stoppe und begreife. Er zeigt in eine Richtung rechts vom Kiesweg weg. Beim Blick auf das GPS wird mir bewusst. Ich habe den Abzweig verpasst. Mist. Und wieder Mist. Dabei lief es doch mit der Navigation immer besser. Ich trabe entmutigt zurück. Vielleicht 400/500 Meter. Und muss feststellen, dass meine Beine wie Blei sind.
Dieses Versehen und das Realisieren des Fehlers haben mir die gesamte Kraft geraubt. Es ist kaum vorstellbar, aber mental war ich jetzt in sehr schlechter Verfassung. Von Top zu Flop in Sekunden. Irgendwie schleppe ich mich mit einem Mix aus Run/Hike bis zum Zielbanner. Dort wartet Michael bereits. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich gefangen habe. Und weiss, dass ein Rennen erst zu Ende ist, wenn das Ziel erreicht ist. So eine Zerstörung der Gedankenwelt durch ein kleines Problemchen muss und darf nicht sein. Ich habe genug Erfahrung in solchen Situationen. Und doch erwischt es mich hin und wieder. Und jedes Mal lerne ich dazu.
Der Nachmittag dient der Erholung. Bei den Etappenläufen gibt es nichts anderes als Beine hoch, Essen, Relaxen. Es sei denn, die Zwischenstation liegt wie Adrasan am Meer. Dann bietet sich der Sprung ins kühle (naja eher warme) Nass förmlich an. Fröhlich und ausgelassen springen wir von einem kleinen Bötchen wieder und wieder in die türkisfarbene See. So viel Kraft ist dann immer noch vorhanden. Und geniessen die Ausblicke aus der weitläufigen Bucht auf die bis nahe ans Meer heranragenden Berge.
In Adrasan wird uns die Krise der Tourismusbranche bewusst. Am Strand ankern unzählige Touristenboote. Diese Ausflugskähne, die bis zu 50 Personen aufnehmen können, bieten den partywütigen Gästen von Schnorchelausflügen bis hin zu Schaumparties Spass während der Tagesausflüge. In diesem Jahr wiegen sie sich ruhig in den seichten Wellen. Die Betreiber hoffen auf ein belebtes Sommergeschäft nach den vergangenen beiden Nullerjahren.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Rhythmus aufrecht zu erhalten. Also essen, relaxen und schlafen. Eine Laufwoche kann so einfach sein.
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Bleib auf dem Laufenden! Mit unserem Newsletter erhältst du die aktuellen Informationen rund um die Themen Reisen, Sport, ungewöhnliche Wettkämpfe und auch Ernährung.Von Leiden und Routine. Einige Teilnehmer leiden bereits unter den Strapazen. Verbundene Füsse und ein leicht humpelnder Gang sprechen Bände. Es sind auch weniger die schnelleren Läufer als vielmehr die langsameren, die sich mit Wehwehchen plagen. Ein zusätzlicher Ansporn dranzubleiben. Xavi und Vincent sind in der Rangliste wie erwartet weit enteilt. Zu Michael verwalte ich einen Vorsprung von 15 Minuten. Kein Grund zum Ausruhen. Eine Strategie für den folgenden Tag muss her.
Bei Etappenläufen habe ich ein eingefahrenes Schema. Und zwar am Vorabend immer gleich:
- Sachen parat legen
- Sonnencreme, Fusskrem auf den Stapel
- alle elektronischen Geräte laden
- Wasser auffüllen
- Verpflegung für die Tagesetappe verstauen
- alles weitere an Kleidung etc. so gut wie möglich einpacken
Neben der Hardware muss natürlich auch die Software vorbereitet werden. Das Mindset auf den Weg gebracht werden. Dann heisst es nur noch ausreichend Schlaf finden und schon kann der nächste Tag kommen.
Geplant habe ich einen schleichenden Exploid. Also keinen schnellen Antritt, eher ein solides bewusstes, gleichmässiges, schnelles Rennen. Das sollte doch jeden Tag so sein? Ja, schon. Aber diesmal kommen noch zwei Dinge hinzu: Ich will mich partout nicht verlaufen. Und ich will die gesamte Strecke über 32 Kilometer geniessen. Mit anderen Worten: voller Fokus und gleichzeitig Abwechslung. Ein Gegensatz? Vielleicht. Es soll helfen, den müden Körper und den manchmal abwesenden Geist zu verwirren. Keine Schwäche zulassen. Und wenn sie kommt, sofort ablenken.
Die vier ersten im Klassement starten heute 15 Minuten nach dem Hauptfeld. Von Veranstalterseite ist gewünscht, dass alle uns einmal sehen (da wir an den vorhergehenden Tagen nur jeweils an der Startlinie zusammen standen). Aus dem Tiefstart sprinten wir dem Feld hinterher. Nach 30 Minuten haben wir den ersten, also den langsamsten Teilnehmer eingeholt. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Bei jedem Überholvorgang folgen beidseitig von Weitem bereits laute Glückwunsch Arien. Ein Selfie Stopp liegt dann auch nicht drin. Und weiter geht der wilde Ritt.
Flowige Trails mit atemberaubenden Ausblicken. Ich fühle mich gut. Renne mit Xavi und Vincent bis zum Checkposten bei Kilometer 16. Michael muss etwas abreissen lassen. Zwei Minuten nach Verlassen der Verpflegungsstelle höre ich den Jubel der Volunteers. Der nächste Läufer wird empfangen. Das muss Michael sein. Mein Blick schwenkt immer wieder durch den lichten Wald hinaus auf’s Meer. Auf den Lippen hat sich ein Lächeln eingebrannt. Auch am Anstieg zum Leuchtturm fühle ich mich stark. Ich bin im Genussmodus. Und dann läuft es. Einzig Xavi und Vincent haben einen schnelleren Rhythmus und enteilen mir.
Die Hitze wird hier auf den ausgestellten Flächen durch eine leichte Brise gemildert. Buschland, Kiefernwald, grobe Steine wechseln sich ab. Ich bin allein. Vor mir niemand, hinter mir niemand. Das Grinsen geht mir nicht mehr aus dem Gesicht. Die Trails sind der Hammer. Abwechslungsreich, ein auf und ab. Die Hitze steigt unaufhörlich. In den Waldpassagen ist es dagegen angenehm. Ich bin froh, bei Kilometer 28 den zweiten Checkposten zu erreichen. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Ziel. Die ersten Häuser tauchen auf. In Adrasan noch schnell am Strand entlang. Schnell ist dabei relativ. Vorbei an den zig Touristenbooten, die immer noch auf Kunden warten. Läuft noch nicht so richtig, das Sommergeschäft. Noch zu viele Unbekannte begleiten die Reiseplanung.
Dann die letzte Biegung. Von weitem kann man die Brücke zum Hotel schon sehen. Ein Helfer kündigt den nächsten Läufer an. Unter Jubel überquere ich die heutige Ziellinie. Jubel von aussen und Jubel in mir drin. Meine Strategie, die ich mir immer wieder Mantra artig eingeredet habe, ging auf: „Einfach fünf Stunden in der Natur bewegen. Ohne Unterbruch. Mit Genuss.“
Meinen Vorsprung auf Platz vier konnte ich so weit ausbauen, dass die morgige kurze Abschlussetappe keine Rangelei mehr hergibt. Das Finisher Bier im kühlenden Fluss schmeckt heute besonders gut. Und das Buffet am Abend lässt bereits einen Vorgeschmack für die bevorstehende Zeremonie nach Abschluss aller Etappen aufkommen. Aber da sind wir noch nicht. Eine Tagesetappe steht noch bevor.
Das Finale. Entspannt und gut erholt nach ausreichend Schlaf sitzen wir in Kleinbussen Richtung Start zur Etappe. Die Stimmung ist locker, wie eigentlich die ganze Woche über. Es ist nur noch ein kurzes Stück bis zur ersehnten finalen Ziellinie. Der Veranstalter hat eine Überraschung nach der Zielankunft versprochen. Lasst uns aufbrechen, um diese zu erkunden!
An einem Sandstrand irgendwo an der türkischen Riviera geht es los. Kein spektakulärer Start, eher ein verhaltener. Laufen wir nun alle entspannt zusammen oder macht sich jemand auf und davon? Vor diesen kurzen letzten Kilometern gibt es oft Absprachen zwischen den Läufern. Sofern die Ergebnisliste keine Verbesserungen mehr zulässt. Und das ist hier der Fall. So beschliessen wir vier, Xavi, Vincent, Michael und ich heute zusammen zu bleiben. Wir haben während der Woche bisher gegeneinander gekämpft und miteinander gelitten. Immer mit dem notwendigen Respekt dem anderen gegenüber. Heute wollen wir die Athmosphäre einfach geniessen.
Und dafür bietet die Streckenführung auch einiges. Parallel zur Küste sind wir auf unwegsamen Untergrund am Tänzeln. Diese spitz aufragenden, von den Naturgewalten abgeschliffenen Steine lassen auch heute keinen Rhythmus aufkommen. Der Trail führt immer wieder mal etwas bergan, um im Anschluss direkt zu dem ein oder anderen Strand abzufallen.
Xavi als Bewohner Costa Brava Bewohner und Stand Up Paddler kann nicht anders und springt zwischendrin mal in die erfrischende See. Wir sind im Genuss Modus. Absolut. Und doch gibt es auch Strapazen zu bewältigen.
Vincent macht das Knie immer mehr zu schaffen. Es sieht nicht mehr gut aus, wie er da so vor sich hin humpelt. Ich zerfliesse nun in der Sonne. Auch Michael ist triefend nass Alles kein Grund für falsche Rivalität. Wir warten gegenseitig, wenn jemand eine Pause braucht, navigieren gemeinsam durch diese fantastische Kulisse. Linkerhand das türkise Meer. Woher kommt eigentlich der Name? Also die Bezeichnung der Farbe Türkis? Tatsächlich gibt es eine Verbindung des Landes Türkei und der Farbenbezeichnung türkis. Im 15. Jahrhundert brachten französische Handelsreisende dieses grün-blau schimmernde Gestein von den Handelsreisen aus der Türkei mit. Ursprünglich stammte der Stein aus dem Gebiet Persiens. Die Bezeichnung Türk im Ländernamen ist noch viel älter. In chinesischen Schriften aus dem 6. Jahrhundert werden bestimmte asiatische Nomaden so erwähnt. Für die späteren französischen Händler war der Stein also ein Stein der Türken – turquoise.
Dass das Meer hier nun auch in diesen Farbtönen schimmert, ist reiner Zufall. Für die Sinne ein geradezu betörender. Wir können das Ziel bereits von weitem sehen. Erhaben über dem Umland sticht die Burgruine von Simena heraus. Noch schnell an der, zur frühen Tageszeit noch geschlossenen Old Smuggler Bar vorbei (eine alte verwilderte Holzbude, die bei den Touristen als Piratenbar beliebt ist) und schon dringen die Rufe, ja Schreie der Volunteers zu uns herab.
Der letzte Anstieg wird zum Triumpf Lauf. Etwas Wehmut mischt sich immer mit der Erleichterung, den Wettkampf hinter sich zu haben. Es könnte noch ewig so weitergehen. Mein Motto: so laufen, wie ich den ganzen Tag laufen kann, kommt mir in den Sinn. Mal etwas richtig Langes machen. Also, so richtig lange. Ideen gibt es, Planung und Umsetzung sollten schon bald Realität werden. Ist doch paradox. Der eine Event ist noch nicht beendet und es kommen die Gedanken für das nächste Abenteuer bereits auf.
Jetzt wird aber erst einmal jeder Ankömmling frenetisch gefeiert. Wir fallen uns in die Arme und freuen uns gemeinsam. Ein Jeder ein Gewinner. Der Wettkampf hat uns allen viel abverlangt. Der Sieg über sich selbst, über Grenzerfahrungen und den inneren Schweinehund lässt das Zufriedenheitsbarometer einmal mehr ganz weit ausschlagen. Aus einer geplanten Trainingswoche ist doch ein echter Wettkampf geworden. Es lässt sich kaum vermeiden: wenn das Startsignal ertönt, sind alle Vorsätze ad acta gelegt.
Sobald alle Teilnehmer eingetrudelt sind, kommt der Veranstalter mit der Überraschung um die Ecke. Unten im Hafen, von hier oben gut überschaubar, liegt ein Boot für uns vor Anker. Darauf wird während der nächsten Stunden unser Triumph gefeiert. Bei feinem Essen, dem ein oder anderen Sprung ins angenehm temperierte Nass und auch dem ein oder anderem Kaltgetränk. Eine absolut empfehlenswerte Veranstaltung nimmt so ein standesgemässes Ende. Am Abend geht die Feier im Hafen von Kekova bei der Medaillenzeremonie weiter. Wer rennen kann, kann auch feiern! Und plötzlich sind wir wieder auf dem Level eines typischen Türkeiurlaubers angekommen.
Summa summarum. Ein kleines Starterfeld, durch einige kurzfristige Absagen nochmals reduziert, macht diesen Laufevent zu einem wirklichen Boutique Anlass. Die Möglichkeit, täglich in einem echten Bett neue Kräfte zu sammeln und mit landestypischen Mahlzeiten verköstigt zu werden, setzen da noch einen Punkt drauf. Gerade für Einsteiger ist der ULTRA TRAIL VOIE LYCIENNE eine gute Gelegenheit, Mehrtageslauf Luft zu schnuppern. Die Ansprüche an Streckenwahl und Untergrund dürfen aber keineswegs unterschätzt werden.
In einige Gegenden der Welt ist immer noch kein einfaches Reisen möglich. Ebenso wenig haben Läufer aus diesen Ecken unseres Planeten die Möglichkeit, an solchen Wettkämpfen teilzunehmen. Bleibt die Hoffnung, dass die Veranstalter den Durchhaltewillen haben und es weiterhin diese Art von Sporttourismus, oder besser gesagt diese Erkundung unbekannter Gegenden geben wird.
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